Apero 3. 2. 2023: „WohnenPlus ist das soziale Herzstück des Erba-Quartiers“

WANGEN – „WohnenPlus“ ist angekommen: In nur zwei Jahren Bauzeit hat die Wohngenossenschaft inmitten des Erba-Geländes 30 Wohnungen realisiert. Anfang Februar gaben die Bewohnerinnen und Bewohner nun Einblick in das Wohnen und Leben bei „wohnenPlus“. Zu Gast waren Oberbürgermeister Michael Lang, Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinderat, Stadtverwaltung, Landesgartenschau sowie viele Wegbegleiterinnen und -begleiter der Genossenschaft.

Selbstbestimmt bauen, zur Miete wohnen, wenig individuelle Wohnfläche, dafür viel gemeinschaftlich nutzbarer Raum: So umriss Eva Wonneberger die Ziele der Genossenschaft. Die Soziologin gehört zu den Wangener Bürgerinnen und Bürgern, die 2014 die Genossenschaft „wohnenPlus“ gründeten. Eine Genossenschaft hielten sie für die beste Rechtsform, den Boden der Spekulation zu entziehen und dauerhaft sicheres und günstiges Wohnen zu ermöglichen.

Erst sechs Jahr später rollte der erste Bagger auf das Grundstück im Spinnereigarten. Bis dahin galt es neue Mitglieder zu werben, das Vertrauen von Gemeinderat und Verwaltung zu gewinnen, das Bewerbungsverfahren um die Erba-Grundstücke erfolgreich zu durchlaufen, Denkmalschutzfragen zu klären, die Finanzierung zu stemmen. Dass das alles schließlich gelang, zeigt ein Blick auf die Gebäude zwischen Spinnereigarten und Kanal.

Drei Gebäude – ein renovierter Altbau, eine Reihenhauszeile und ein Geschosswohnungsbau mit Laubengang – bieten 30 Wohnungen, großteils in Holzbauweise. Mit natürlichen Materialien und Maßanfertigungen verbinden die Gebäude modernes Bauen mit der Geschichte der Erba-Siedlung. Der Wangener Architekt Theo Keller hat das Projekt von Anfang von Anfang an mit Leidenschaft und hohem persönlichen Engagement realisiert. Ein „Architektensechser“ und „wie ein weiteres Kind“ sei das „wohnenPlus“-Projekt für ihn gewesen.

50 Erwachsene und 30 Kinder leben hier, in einem bunten Mix der Generationen und Nationalitäten. „Wir fühlen uns hier superwohl“, sagte Renate Olfen, die älteste Bewohnerin. Gemeinsam mit ihrem Mann war sie im Frühjahr 2022 eingezogen, nachdem sie ihr Einfamilienhaus an eine junge Familie verkauft hatten. Den Alltag in der Erba schilderten die beiden Familienväter Benjamin Zürn und Daniel Köhler. Der Unterschied zum Wohnen in der Mietwohnung sei die lebendige Gemeinschaft, für die sich alle Bewohnerinnen und Bewohner bewusst entschieden hätten. Die sei natürlich auch nicht frei von Konflikten, berichteten sie. „Toleranz beginnt, wenn es wehtut“, so Daniel Köhler.

In die Gebäude integriert ist viel Fläche für die Gemeinschaft. Im großen Saal mit Küche treffen sich manche zum Mittagessen, während andere im Kreativraum mit Farbe und Holz werkeln. Im Co-Working-Büro sind alle drei Arbeitsplätze belegt, im Stillen Saal findet ein Yoga-Kurs statt. Für das geplant autofreie Wohnquartier sind die Genossinnen und Genossen gut gerüstet. Mehr als 100 Fahrräder sind im großen Fahrradkeller untergebracht.

Oberbürgermeister Michael Lang gratulierte zur Fertigstellung und zur gelungenen Gemeinschaft. Beeindruckt habe ihn das Durchhaltevermögen der Genossenschaft und die Fähigkeit, immer wieder auch auf Rückschläge positiv und konstruktiv zu reagieren. „Weiterhin einen guten Zusammenhalt“ wünschte er den Genossinnen und Genossen und bezeichnetet das Projekt als „soziales Herzstück des Erba-Quartiers“.

Und was wünschen sich die Genossinnen und Genossen für die Zukunft? Mit bunten Ballons ließen die drei Vorstandsmitglieder Andreas Skibicki, Heidrun Mann und Silvia Hurlebaus ihr Zukunftsvisionen steigen: Ideen fürs Gemeinschaftsleben, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten wie Photovoltaik auf den Dächern und „in Zukunft noch viele weitere genossenschaftlichen Wohnprojekte in der Stadt Wangen“.

Bericht: Helga Raible
Bilder: Clemens Raiber

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