Während es auf der Baustelle weiter voran geht, wurden am vergangenen Freitag bei der Mitgliederversammlung die Weichen für die weitere Zukunft gestellt. Das Dorfgemeinschaftshaus in Deuchelried war der perfekte Ort für diese Veranstaltung. Trotz Corona-Abstandsregeln konnten die 43 anwesenden Genossinnen und Genossen (plus 23 Stimmübertragungen) dort locker Platz finden. Zwar sahen speziell die Einzelplätze etwas verloren aus, aber dem Aufsichtsrat ist es gelungen, trotzdem eine gute Atmosphäre für einen konstruktiven Abend zu schaffen. Nach der Begrüßung von Helga Raible, die gewohnt souverän durch den Abend führte, waren als erste Tagesordnungspunkte die Berichte der Verantwortlichen an der Reihe.
Bericht Aufsichtsrat
Eva Wonneberger begann ihren Bericht des Aufsichtsrates mit der aktuellen Anzahl der Genossenschaftsmitglieder. Diese liegt in der Zwischenzeit bei 144.
Außerdem ging sie auf die Besonderheiten der Verfahren während der Coronazeit ein. So war es wegen der Verschiebung der Mitgliederversammlung in diesem Jahr nötig, dass der Aufsichtsrat anstelle der Mitgliederversammlung den Vorstand entlastete.
Die meiste Arbeit hatte der Aufsichtsrat mit der Erstellung des vorläufigen Nutzungsvertrags für die Wohnungen. Dieser wurde in der Zwischenzeit mit dem Vorstand und den zukünftigen Bewohnern diskutiert und kann nun final erarbeitet werden.
Bericht Vorstand
Die beiden Vorstände Ulrike Tröbst und Christine Bretzel berichteten vom Zeitraum seit dem Ausscheiden von Wolfgang Scheiffele im letzten Jahr. In dieser Zeit gab es viele Aufgaben, die sie zu zweit gut meistern konnten, aber auch Momente in denen sie sich mehr Unterstützung seitens der Genossinnen und Genossen gewünscht hätten.
Mit dem Baggerstich im Februar 2020 wurde die Arbeit aller Verantwortlichen endlich konkret sichtbar. Auf der Baustelle ist seitdem von Woche zu Woche der Fortschritt zu bestaunen. Bisheriger Höhepunkt war das Richtfest der Gebäude A und B am 31.07. Leider gibt es aber auch einen herben Rückschlag beim Bau von Gebäude C. Hier war die Genossenschaft gezwungen sich einen neuen Statiker zu suchen. Der Bau in diesem Abschnitt liegt seitdem brach. Hier gibt es aber auch gute Neuigkeiten, da die neuen Berechnungen bereits fertiggestellt sind und zeitnah genehmigt werden sollten. Dadurch kann hier bald weitergebaut werden und ein angepasster Zeitplan kommuniziert werden.
Abseits der Baustelle wurden im Sommer Arbeitsgruppen für die Planung und Verwaltung der verschiedenen Gemeinschaftsflächen und des späteren Zusammenlebens gebildet. Diese stellten ihre Ergebnisse auf bisher zwei Plenumstreffen vor.
Ulrike Tröbst überreichte Gisela Stetter für ihre jahrelange engagierte Arbeit im Aufsichtsrat ein Geschenk. Da diese sich nun auf mehr freie Abende freue, wurde sich mit einer Reihe an Kinogutscheinen versorgt. Christine Bretzel dankte Matthias Beck, in dessen Abwesenheit, für seine Arbeit in der Vergabegruppe und versicherte, dass auch ihn sein Geschenk sicher erreichen würde.
Ebenfalls hervorgehoben werden sollte die Arbeit von Roland Ehry und Rudi Kral, die den Vorstand mit ihrer Ruhe und Zahlenfertigkeit immer wieder fachmännisch beraten haben und den Gesamtverlauf des Bauvorhabens stets im Auge haben.
Bericht Architekt
Da sich Theo Keller, aufgrund eines Coronafalls im Umkreis zweier seiner Kinder, vorsorglich in häusliche Quarantäne begeben hatte, konnte dieser Bericht leider nicht stattfinden.
Der Fortschritt auf der Baustelle lässt sich gut auf der Homepage im Mitgliederbereich unter Dokumente-Projektberichte UB sowie Dokumente-Vorstandstagebuch verfolgen. Am Besten aber natürlich live vor Ort. Besonders an den Samstagen, wenn immer wieder fleißige Genossinnen und Genossen selbst zu Schaufel, Eimer und sonstigen Werkzeugen greifen.
Neue Köpfe für Wohnen+
Im Anschluss an die Berichte ging es darum freie bzw. freiwerdende Posten zu besetzten. Hierfür wurden drei separate Wahlgänge durchgeführt.
Neben der wiedergewählten Christine Bretzel und der amtierenden Ulrike Tröbst, wählten die anwesenden Genossinnen und Genossen Franz Passler und Andreas Skibicki in den Vorstand.
Im Aufsichtsrat galt es einen Nachfolger für Gisela Stetter zu finden, die dieses Amt seit der Gründung von Wohnen+ bekleidete. Sie möchte sich nun gerne anderen Bereichen innerhalb der Genossenschaft zuwenden. Die Versammlung wählte Daniel Köhler zu ihrem Nachfolger, der zusammen mit Eva Wonneberger und Markus Schmitz nun den Aufsichtsrat bildet.
Im dritten Wahlgang wurde über die Nachfolge von Matthias Beck in der Vergabegruppe entschieden. Diese setzt sich aus je einem Mitglied des Vorstands und Aufsichtsrats und eben einem durch die Mitgliederversammlung gewählten Genossen zusammen. Hierfür ließ sich Annette Renz aufstellen und wurde in Abwesenheit von der Versammlung gewählt.
Neues Projekt „Zukunftsspinnerei“
Der zeitlich größte Punkt an diesem Abend war die Frage, ob sich Wohnen+ nun offiziell für den Kauf des Grundstücks Spinnereigarten entscheiden und dort ein weiteres Gebäude errichten sollte.
Die Idee für einen „Optionsbau“ auf dem Nachbargrundstück bestand bereits seit 2016, als die Verantwortlichen den Bau der jetzigen Häuser planten. Die Stadt will dieses Grundstück jetzt verkaufen, damit es bis zur LaGa 2024 bebaut werden kann. Daraufhin hat sich eine Projektgruppe gebildet, der inzwischen Roland Ehry, Eve Förschl, Susanne Raff, Susanne Wiedebach und Eva Wonneberger angehören.
Im Vorfeld der Mitgliederversammlung wurde von der Projektgruppe der Entwurf „Zukunftsspinnerei“ entworfen und den Mitgliedern von Wohnen+ kommuniziert. Dieser warf allerdings bei vielen Genossinnen und Genossen Fragen auf.
In der „Zukunftsspinnerei“ sollen in den oberen beiden Stockwerken 5-6 Wohnungen entstehen. Für die Nutzung des Erdgeschosses gibt es eine ganze Reihe an Überlegungen. Die Grundidee ist es, diesen Raum in einzelne Module aufzuteilen und dort flexibel Gewerbe zu ermöglichen. Bei diesen Gewerben sollen aber die Themen Kreativ- und Quartiersarbeit im Vordergrund stehen. Wohnen+ soll sich mit verschiedenen Angeboten dem Quartier (bzw. der Stadt) öffnen. Um aus diesem theoretischen Ansatz konkrete Angebote zu erstellen und deren Finanzierbarkeit zu prüfen, will Wohnen+ die Stadt, verschiedene Sozialverbände, Nachbarn und sonstigen Interessenten in diese Planung mit einbeziehen. Erste Gespräche in diese Richtung wurden bereits geführt und bestärken die Verantwortlichen diesen Weg weiterzugehen.
Die Auswahl der Bewohner für den Optionsbau unterscheidet sich nicht von der bisherigen Praxis. Hierfür wird weiterhin die Vergabegruppe zuständig sein. Sollte es Bewerber geben, die in den Gewerberäumen oder in ihren Privaträumen kreativer oder sozialer Arbeit nachgehen wollen, wird das von der Vergabegruppe berücksichtigt, ist aber keine Voraussetzung für die Bewerbung oder gar den Zuspruch einer Wohnung im Optionsbau.
Ein für viele wichtiges Thema war die Planungssicherheit und Finanzierbarkeit. In diesem Zusammenhang muss man verstehen, dass es sich bei der „Zukunftsspinnerei“ bisher um einen Entwurf handelt. Es wurde noch kein Geld für die Planung und Kostenberechnung investiert. Was nicht heißen soll, dass die Projektgruppe selbst nicht schon sehr konkrete Berechnungen erstellt und Finanzierungswege erdacht hat. So konnte Roland Ehry, auf Grund der Erfahrungen des aktuellen Baus, der Versammlung einen realistischen Überblick über die Finanzierbarkeit geben. Er hat auch zugesichert, dass der Optionsbau so geplant werde, dass er sich mindestens selbst trage und zu keiner Erhöhung der jetzigen Nutzungsgebühren der Wohnungen von Wohnen+ führen würde.
Die Verantwortlichen konnten auf viele Fragen sehr konkret antworten und haben sich augenscheinlich schon sehr intensiv mit allerlei Facetten der „Zukunftsspinnerei“ beschäftigt. Bei vielen Mitgliedern, die zuvor am Projekt gezweifelt hatten, war das der ausschlaggebende Punkt den Verantwortlichen ihr Vertrauen auszusprechen und am Ende mit 64 von 67 möglichen Ja-Stimmen die „Zukunftsspinnerei“ auf den Weg zu bringen.
Um 22:35 machten sich die Anwesenden mit einem guten Gefühl und einer Rose im Gepäck auf den Heimweg.
Text und Fotos: Andreas Skibicki